Hà Giang - the adventure of a lifetime

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Obwohl gerade mal zwei Wochen seit meinem letzten Post vergangen sind, fühlt es sich wie eine Ewigkeit an, denn diese kurze Zeit war mit den wohl intensivsten Erlebnissen und Erfahrungen gefüllt, die ich bisher hier in Vietnam machen durfte. Organisiert von unserer Freiwilligenorganisation CSDS ging es gemeinsam mit 17 vietnamesischen Freiwilligen und den anderen deutschen Freiwilligen in die nördliche Provinz Hà Giang, berühmt für ihre unglaubliche bergige Szenerie und die dort lebenden ethnischen Gruppen. Genauer gesagt fuhren wir in den Distrikt Xin Mần, eine der ärmsten Regionen Vietnams.

Bereits die etwa achtstündige Busfahrt dorthin war bereits ein Erlebnis an sich, denn die sich windenden Bergstraßen gaben uns einen Vorgeschmack darauf, was uns in den nächsten Tagen erwarten würde. Angekommen in unserer ersten Unterkunft besprachen wir den Ablauf unseres Projekts. Wir unterstützten die italienische NGO GTV, die an verschiedenen Schulen und Kindergärten in Xin Mần Sanitäranlagen gebaut hatte, die es dort teilweise bis dato noch gar nicht gab. Während die vietnamesischen Freiwilligen die Aufgabe hatten, den Kindern die korrekte Benutzung der Toiletten und die sechs Schritte des Händewaschens beizubringen, waren wir deutschen Freiwilligen mangels ausreichender Vietnamesisch Kenntnisse vor allem für die Dekoration der Sanitäranlagen verantwortlich. Gemeinsam übten wir außerdem einen Händewaschtanz ein, der den Kindern den Vorgang auf spielerische Weise näherbringen sollte.


Die erste Schule, die wir besuchten, war sowohl Primär- als auch Sekundärschule und die größte Schule in diesem Projekt. Glücklicherweise half uns ein Kunstlehrer der Schule bei der Ideenfindung und Gestaltung unserer Motive für die Wandbilder, was auch für die darauffolgenden Tage eine große Hilfe war. Die Schüler waren unglaublich süß, wenn man sich in der Mittagspause auf den Schulhof wagte, war man sofort von 50 Kindern umringt, die in meinem Fall natürlich hauptsächlich über meine Größe staunten. Wie Promis mussten wir Autogramme geben und für Fotos posieren, ein seltsames Gefühl. Wir erfuhren so unglaublich viel Dankbarkeit von Schüler wie Lehrern, was mich darin bestätigte, dass es richtig war herzukommen.




Abends gab es ein großes Abendessen mit Lehrern der Schule und einigen Offiziellen des Distrikts. In Vietnam bedeutet dies mehrere runde Tische, an denen man mit circa zehn Leuten beisammensitzt und sich an allem Aufgetischten bedient, was normalerweise verschiedene Arten Fleisch, Gemüse, Suppe, Frühlingsrollen und natürlich Reis beinhaltet. Essenzieller Bestandteil ist auch rượu (Reiswein), das Schnapsglas gehört hier zum Gedeck wie die Gabel in Deutschland. Als Gäste wollte uns natürlich auch jeder zum trinken einladen, dazu wünscht man sich entweder „Chúc sức khỏe“ (gute Gesundheit) oder stimmt mit dem gesamten Tisch den vietnamesischen Trinkschlachtruf an – „Một, hai, ba, dô, hai, ba, dô, hai, ba, uống!“ (1, 2, 3, Prost, 2, 3, Prost, 2, 3, trink!) – und tut sein Bestes, der lauteste Tisch im Raum zu sein. Danach werden rundum Hände geschüttelt, was nochmal unterstreicht, wie ernst das gemeinsame Trinken hier genommen wird.

In den folgenden Tagen teilten wir uns stets in zwei oder drei kleinere Gruppen auf und besuchten kleinere Grundschulen und Kindergärten. Je abgelegener die Projektplätze, desto abenteuerlicher wurden natürlich auch die Wege dorthin, gipfelnd in schmalen Schlammpfaden mit wahnwitzigen Steigungen und vollgelaufenen Schlaglöchern. Hier wurden die Motorroller und auch unsere Nerven definitiv an ihre Grenzen gebracht, eine Erfahrung, die uns als Team natürlich sehr zusammenschweißte. Die fröhlichen Blicke der Kinder, wenn wir dann ankamen, waren es in jedem Fall wert. Man muss immer im Kopf behalten, dass die Kinder teils ähnliche Wege zu Fuß (!) in Kauf nehmen müssen, um täglich zur Schule zu kommen. Da wird jegliches „Problem“, das man meint in Deutschland zu haben, auf einmal ganz klein und unbedeutend.




Für die letzten zwei Nächte wechselten wir unsere Unterkunft in ein traditionelles Stelzenhaus, in dem einfach rundum Matratzen liegen, ausgestattet mit Mückennetzen und Vorhängen. Auf dem Weg besuchten wir einen wirklich beindruckenden Wasserfall, der uns etwas Abkühlung vom heißen vietnamesischen Sommerwetter brachte. Die Familie, die dieses Homestay betreibt, bekochte uns jeden Abend vorzüglich – auch hier durfte der Reiswein natürlich nicht fehlen – und organisierte sogar einen Kulturaustauschabend, an dem wir traditionelle Tänze und Lieder bestaunen durften und wir deutschen Freiwilligen sogar selbst etwas europäische Kultur vorführen konnten. Wir entschieden uns Macarena zu tanzen und einen Song der Prinzen zum Besten zu geben, sehr zur Belustigung aller Beteiligten. Der Abend wurde ausklingen lassen mit Karaoke, dem traditionellen Bambootanz und Tänzen ums Lagerfeuer.

Nach insgesamt sechs gemeinsam verbrachten Tagen und unglaublich vielen und intensiven geteilten Erfahrungen, hieß es leider schon wieder Abschied nehmen von all den anderen Freiwilligen. Ich bin so unglaublich dankbar für jeden, den ich auf diesem Trip kennenlernen durfte und fühle mich um einige Freunde reicher. Ich freue mich schon darauf euch alle in Hanoi wiederzusehen! Ein ganz großes Danke auch an GTV und CSDS, im speziellen an unsere Organisatorin Quỳnh, für diese Möglichkeit mit so vielen Gleichgesinnten in Regionen Vietnams zu arbeiten und hoffentlich etwas zu helfen, in die wir sonst nie gekommen wären. Das Leben in Xin Mần erleben zu dürfen war eine wirklich einzigartige Erfahrung und setzt das eigene Leben und so viele Dinge, die man nicht zu schätzen wusste, nochmal in eine ganz andere Perspektive.

Nach dieser intensiven Woche ging es aber noch nicht nach Hause, denn gemeinsam mit Mia und Mats blieb ich in Hà Giang um den berühmten Hà Giang Loop zu absolvieren – eine Motorradtour rund um den Norden der Provinz. Geführt von unserem Guide Khương ging es drei Tage lang auf Motorrollern durch die atemberaubende Landschaft Hà Giangs. Es ist der Traum eines jeden Motorradfahrers, es reiht sich Serpentine an Serpentine, gepaart mit einer ausnahmslos wunderschönen Aussicht. Auf dem Weg stoppten wir natürlich oft um die Szenerie zu bewundern und Fotos zu machen. Bilder werden dem Eindruck mal wieder nur bedingt gerecht, es ist wirklich magisch dort.




Auch ein platter Reifen konnte uns nicht aufhalten, denn entlang der Strecke gibt es alle paar Meter eine Werkstatt, die den Schlauch zum absoluten Spottpreis von umgerechnet circa drei Euro wieder fit machte. Nur einmal mussten wir tatsächlich kehrt machen und einen anderen Weg suchen, da riesige Felsen die Straße versperrten. Der Alternativweg war eine Schlammschlacht, mit der wir nach der vorherigen Woche aber bereits gut vertraut waren. Als Highlight der Tour erklommen wir mit zitternden Händen eine Bergspitze und genossen den Rundblick auf die Landschaft Hà Giangs, die einen auch beim zigsten Mal immer noch zum Staunen bringt, man muss es wirklich erlebt haben.





Entlang der Straßen sah man unglaublich viele Kinder, die entweder auf dem Weg von oder zu Schule waren, oder einfach am Straßenrand spielten. Viele wanken uns zu oder wollten ein High Five haben, es bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. Wir schliefen in Homestays, in denen wir die Abende mit Gitarre und Gesang, Karaoke und Gesprächen mit anderen Reisenden verbrachten. Leider hat sich der Tourismus nach Covid noch nicht wirklich erholt, viele Betten bleiben leer und auch Khương berichtete uns von einer Flaute an Kunden, was wirklich schade ist, da grade diese Region, aber natürlich auch Vietnam im Allgemeinen, so viel zu bieten hat. Also falls du dir unsicher bist, komm nach Vietnam, du wirst es definitiv nicht bereuen!



Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich Hà Giang tief ins Herz geschlossen habe. Die Zeit, die ich hier verbringen durfte, ist eine der intensivsten Erlebnisse meines Lebens und wird mir für immer im Gedächtnis bleiben. Danke auch nochmal an Khương (hier sein TripAdvisor Link bei Interesse), der uns diese Erfahrung um einiges sorgenfreier machte, und danke an meine Mitstreiter Mia und Mats für eure Gesellschaft auf diesem unvergesslichen Trip.

Wie immer auch vielen Dank für dein Interesse an meinem Weg hier in Vietnam. Auch wenn die nächsten Wochen wahrscheinlich – und hoffentlich – etwas ruhiger werden, werde ich mich bald wieder mit neuen Erfahrungen melden, denn es gibt noch so viel zu sehen und zu erfahren in diesem wunderschönen Land.

Bis dahin, tạm biệt và hẹn gặp lại nhé!

-----English version-----

Even though only two weeks have passed since my last post, it feels like an eternity. This short amount of time has been filled with the most intense adventures and experiences I made here in Vietnam so far. Organized by our volunteer organization CSDS we got the opportunity to go to the northern province of Hà Giang, famous for its incredible mountainous scenery and the ethnic groups living there, together with 17 Vietnamese volunteers, as well as all the other German volunteers. To be precise, we drove to the district Xin Mần, one of the poorest regions in Vietnam.

The eight-hour bus drive there was already an experience in itself, as the winding mountain roads gave us a taste of what was in store for us during the next few days. After arriving in our accommodation, we talked about the detailed project plan. We supported the Italian NGO GTV, which had built sanitary facilities at several schools and kindergartens in Xin Mần, which until then in some cases did not exist at all. While the Vietnamese volunteers had the task of teaching the students the correct way to use the new toilets and the six steps of properly washing your hands, us German volunteers, not being able to fluently communicate in Vietnamese, were mainly tasked with decorating the sanitary facilities. Together we also studied a handwashing dance to show the procedure to the children in a more playful way.


The first school we visited was a primary and secondary school in one and the biggest school in this project. Fortunately, an arts teacher of the school helped us with getting ideas and actually painting the motives for our murals, which also was of great help for our work in the following days. The students were incredibly cute, if you dared to go to the schoolyard during lunch break you were instantly swarmed by at least 50 children, which in my case were mostly baffled by my height. Like a famous person we had to sign notebooks and pose for pictures, a truly strange feeling. The students and teachers alike where so very thankful for our presence there, which validated me in my feeling that it was the right thing to come here. 




In the evening we had a large dinner with teachers of the school and a few officials of the district. In Vietnam this means several round tables of about ten people, where everyone shares all the dishes on the table, which usually are several kinds of meat, vegetables, soup, spring rolls and of course rice. An essential part is also rượu (rice wine), the shot glass is part of the setting like the fork is in Germany. Being guests naturally everybody wanted to invite us to drink, which you either do by saying „Chúc sức khỏe“ (Wishing you good health), or doing the Vietnamese drinking battle cry with the whole table – „Một, hai, ba, dô, hai, ba, dô, hai, ba, uống!“ (1, 2, 3, cheers, 2, 3, cheers, 2, 3, drink!) – and doing your best to be the loudest table in the room. Afterwards you shake hands with everyone, which once again underlines the importance of drinking together here in Vietnam.

In the following days we split up into two or three smaller groups and visited smaller primary schools and kindergartens. The more remote the project place, the more adventurous the way there got too, culminating in narrow mud trails with insane slopes and potholes filled to the brim with muddy water. There the motorbikes, as well as our nerves, were pushed to their limits, an experience which really fused us together as a team. The happy faces of the children when we finally arrived totally made it worth it. You have to keep in mind, that these children have to take similar trails on foot every day to go to school, which really makes any “problem” you think you have in Germany seem tiny and insignificant.




For the last two nights we changed accommodation to a traditional stilt house, in which there are mattresses laying all along the walls, equipped with mosquito nets and curtains. On the way we visited a truly magnificent waterfall, in which we could cool off a little from the burning Vietnamese summer heat. The family, which rents out this homestay, cooked delicious meals for us every evening – rice wine included of course – and even organized a culture exchange evening, in which we could marvel at traditional dances and songs and even got a chance to perform some European culture. We decided to go with the Macarena dance and sang a song by Die Prinzen, much to the amusement of everyone involved. The evening ended with karaoke, the traditional bamboo dance and dancing around the camp fire.

After six days together in total and so many intense shared experiences, we already had to say goodbye to the other volunteers unfortunately. I’m so incredibly thankful for everyone I got to meet and know on this trip and feel a good few friends richer. I’m looking forward to seeing each and every one of you again in Hanoi! A big thank you also to GTV and CSDS, particularly to Quỳnh who flawlessy organized this trip, for the opportunity to work and hopefully be of help with so many likeminded people in a region of Vietnam I would have never been to otherwise. Seeing the life in Xin Mần was a truly special experience and puts my own life and so many things I did not care to appreciate into perspective. 

After this intense week I still did not return home, but stayed in Hà Giang together with Mia and Mats to do the famous Hà Giang loop – a motorbike tour around the north of the province. Lead by our guide Khương (also known as Bibi, because most foreigners can’t pronounce or remember Vietnamese names), we drove around the breathtaking landscape of Hà Giang. It is the dream of every motorbike rider; the winding roads are a joy to ride through and the view is without fail amazing at every point of the way. Of course, we stopped often to admire the scenery and take pictures. Once again, pictures cannot really fully capture the magic of this place.




Even a flat tire could not stop us, as there is a workshop every few meters along the road, which changed the tire for the laughable price of roughly three euros. Only once we had to go back, as big rocks blocked the road ahead. The alternative path was a muddy mess, which we were luckily already familiar with after the last week. As a highlight of the tour, we climbed a mountaintop with shaky hands and enjoyed the view on the landscape of Hà Giang, which still after seeing it so many times now puts in awe, you really have to experience it.





Along the road there are so many children, who are either on their way to or from school or are just playing at the side of the road. Many waved at us and wanted to give us high fives, which still makes me smile. We slept in homestays, in which we spent our evenings playing guitar and singing, singing karaoke and talking to other travelers. Unfortunately, tourism still hasn’t recovered from the pandemic, so many beds were still empty and Khương also told us there were not many customers at the time. This is truly a pity, as especially this region, but also Vietnam in general of course, has so much to offer. So, if you are unsure, come to Vietnam, you definitely will not regret it!



In conclusion I can only say that Hà Giang has earned a special place in my heart. The time I got to spend here was one of the most intense experiences in my life and will be in my memories forever. Thanks again to Khương (here is his TripAdvisor Link if you are interested), who made this trip so much less stressful and thank you to my buddies Mia and Mats for your company on this unforgettable trip.

As always, also many thanks for your interest in my journey here in Vietnam. Even though the next weeks probably – and hopefully – will be a bit calmer, I will surely have new tales to tell soon, as there is still so much to see and experience in this beautiful country. 

So long, tạm biệt và hẹn gặp lại nhé!

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