Was lange währt wird endlich gut - the long wait is finally over!

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Nach langer Zeit des Wartens ist es endlich soweit – ich bin tatsächlich in Việt Nam! Einen ganzen Monat, der verging wie im Flug, bin ich nun schon hier und freue mich, euch an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Ich hoffe euch mit den folgenden Zeilen ein Stück meiner Begeisterung für dieses wunderschöne Land und meiner Vorfreude auf die Monate, die noch vor mir liegen, vermitteln zu können.

Selbst als ich das Flugticket bereits in der Hand hielt, konnte ich es noch nicht gänzlich fassen. Das lange Ausharren hatte sich endlich ausgezahlt! Zusammen mit den anderen Freiwilligen von Experiment e.V. ging es von Frankfurt mit Zwischenstopps in Zürich und Bangkok Richtung Hà Nội.

Mit der Ankunft gab es leider auch schon den ersten Abschied, da bis auf Mia und mich alle deutschen Freiwilligen Schulen in der nördlichen Provinz Lao Cai unterstützen werden. Vom Flughafen wurden wir auf direktem Wege in Hotels nahe unserer Einsatzorte gebracht, wo wir eine dreitägige Quarantäne absolvieren mussten. Für Mia und mich ist dies die Stadt Vĩnh Yên, die Hauptstadt der Provinz Vĩnh Phúc, etwa 50 km nordwestlich von Hà Nội.

Während unseres Aufenthalts im Hotel begannen wir bereits online das Einführungsseminar mit unserer Partnerorganisation Volunteers for Peace Vietnam (VPV), in dem wir über eine Woche eine Menge über vietnamesische Kultur, einige Do’s und Dont’s in Việt Nam und auch die ersten Sätze auf Vietnamesisch lernten.

Nach dem negativen Testergebnis am letzten Tag unserer Quarantäne ging es endlich zu unserem Projekt und unserer Heimat für die kommenden Monate, der Vĩnh Phúc Highschool für Begabte – im Original Trường Trung Học Phổ Thông Chuyên Vĩnh Phúc, ein echter Zungenbrecher für den angehenden Vietnamesisch Lerner.

Bereits auf der Autofahrt zur Schule prasselten so unglaublich viele Eindrücke von Vĩnh Yên auf mich ein. Es ist eine grüne Modellstadt in Việt Nam, und so gibt es – im starken Kontrast zu den unvermeidbar vielen Baustellen einer schnell wachsenden Stadt – entlang den Straßen wunderschön gepflegte Pflanzenarrangements zu bestaunen. Wo man nur hinschaut gibt es Lichtinstallationen und Dekorationen, die vor allem nach Sonnenuntergang ein echter Blickfang sind.


Die Schule selbst liegt etwas außerhalb der Stadt und das mit gutem Grund, denn der gigantische Campus hätte in der Stadt einfach keinen Platz gefunden. Das schiere Ausmaß der Schulgebäude und die Modernität der Schule versetzt uns in ziemliches Staunen, sie ist eher mit einer kleinen Uni als einer Schule in Deutschland zu vergleichen.

Mia und mir werden unsere Zimmer, oder eher Wohnungen, im Wohnheim der Schule gezeigt, die ebenfalls alle Erwartungen übertreffen. Jeder von uns hat in der Schule außerdem einen eigenen Klassenraum ausgestattet mit Beamer und Computern für jeden Schüler, hier wird offensichtlich extrem in Bildung investiert. Neu für mich ist, dass ich neben Englisch auch Mathe auf Englisch unterrichten werde, eine willkommene Herausforderung. Unterstützend dabei zur Seite stehen uns einige Lehrer, die wir am Nachmittag in einem großen Meeting kennenlernen durften. Hier konnten wir auch mit unserer brav einstudierten Vorstellung auf Vietnamesisch glänzen, auch wenn unsere Aussprache mit Sicherheit noch sehr zu wünschen übriglässt.

Bereits vor dem Meeting machten wir unsere erste Erfahrung mit der vietnamesischen Gastfreundlichkeit. Als wir nichtsahnend auf einer Bank warteten, werden wir von Security Guards Tam und Chinh heran gewunken und bekamen prompt einen Kaffee in die Hand gedrückt. Trotz unseren rudimentären Vietnamesisch Kenntnissen gelang die Kommunikation überraschend gut, und so hat sich das gemeinsame Kaffee trinken für uns zu einem fast täglichen Ritual entwickelt. Oft gibt es dazu Früchte, Süßigkeiten oder ganze Mahlzeiten, die Großzügigkeit ist wirklich unglaublich. Ablehnen ist dabei keine Option, der Ausruf „Ăn đi!“ („Iss!“) prägte sich schnell ein und auch unsere Versicherungen „No căng bụng!“ (in etwa „So voll, dass mein Bauch ausgestreckt ist“) werden nicht gelten gelassen.

Auf unserer ersten Tour in die Stadt besuchten wir Hà Tiên Pagoda und den Tempel der Literatur, beides wirklich beeindruckende Bauten. Zahllose rote Bänder hängen an den Bäumen der Pagoda, jeder steht für den Wunsch eines Besuchers. Bilder sagen in diesem Fall definitiv mehr als Worte.



Zum Abschluss des Tages gingen wir lẩu (Hot Pot) essen, im Prinzip eine kochende Suppe, in der man Pilze, Nudeln, Gemüse und diverses Fleisch kocht. Das gemeinsame Sitzen rund um den kochenden Topf bringt eine sehr gesellige Atmosphäre und das Essen ist, wie gewohnt von vietnamesischer Küche, sehr lecker, auch wenn mich vereinzelt doch ein Bissen etwas Überwindung kostete – an Hühnerfüße muss man sich als Deutscher erstmal gewöhnen.

Ich fieberte der dritten Woche unseres Aufenthalts entgegen, unserer ersten Woche in unserer Aufgabe als Lehrer. Auf dem Schulgelände hatten wir uns bereits mit einigen Schülern unterhalten und ich freute mich sehr darauf, alle Schüler der Klasse 11, die ich unterrichte, im Klassenraum zu treffen. Doch dann erhielten wir leider die Nachricht, dass auf Grund der steigenden Fallzahlen der Unterricht vorerst online stattfinden wird. Grade für unsere ersten Unterrichtsstunden war das natürlich unglaublich schade, aber die Sicherheit aller Beteiligten steht natürlich an oberster Stelle.

Der Onlineunterricht bringt seine bekannten Schwierigkeiten mit sich, doch trotz der Umstände läuft der Unterricht gut. Es macht wirklich viel Spaß zu sehen, wie die Schüler langsam aber sicher ihre Schüchternheit ablegen und mehr über sie herauszufinden. Gesichter habe ich zu den Namen leider noch nicht viele, und daher hoffe ich, dass wir uns bald endlich im Klassenraum sehen können!

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich trotz den Corona-bedingten Einschränkungen einen unglaublichen ersten Monat in Việt Nam hatte und es kaum erwarten kann mehr von Land und Leuten zu sehen. Falls du es bis hierhin geschafft hast, möchte ich mich herzlich fürs Lesen und dein Interesse bedanken. Ich werde in den kommenden Monaten versuchen hier regelmäßige Updates zu geben.

Bis dahin, tạm biệt và hẹn gặp lại nhé!

-----English version-----

The months of waiting are finally over – I really am in Việt Nam! I’ve already been here for a whole month, which swept by like nothing, and I’m glad to share my experiences with you. I hope the following lines can somehow convey my passion for this beautiful country and the feeling of anticipation for the months still in front of me. 

Even already holding the plane ticket in hand I couldn’t really believe it. The long wait finally paid off! Together with the other volunteers from Experiment e.V. I started my journey from Frankfurt over Zurich and Bangkok to Hà Nội.

Unfortunately, the arrival already meant the first goodbye, as all the German volunteers, except for Mia and me, will support schools in the northern province Lao Cai. From the airport we were taken straight to hotels near our future place of work to quarantine for three days. For Mia and me this is the city Vĩnh Yên, the capitol of the province Vĩnh Phúc, roughly 50 km north-west of Hà Nội.

During our stay in the hotel, we already began our welcome seminar with our partner organisation Volunteers for Peace Vietnam (VPV) online. In this week we learned a lot about Vietnamese culture, a few Do’s and Dont’s in Việt Nam and even the first sentences in Vietnamese. 

After testing negative for Covid on the last day of our quarantine, we could finally go to our project, as well as home, for the coming months. For Mia and me this is the Vĩnh Phúc High School for the Gifted. In Vietnamese this is Trường Trung Học Phổ Thông Chuyên Vĩnh Phúc, a true tongue twister for the aspiring Vietnamese learner.

On the drive to the school, I was already bombarded with so many impressions of Vĩnh. It is a green model city in Việt Nam, and so there are gorgeous plant arrangements along the streets, in stark contrast to the unavoidably many construction sites of a rapidly growing city. Wherever you look you can see light installations and decorations, which show their full beauty after sundown.


The school itself is located outside of the city and for a good reason. The gigantic campus just wouldn’t have fit into the city. The sheer scale of the school buildings and the modernity of the school leave us in awe, it more closely resembles a small university than a school in Germany.

Mia and I are taken to our rooms, or more accurately small apartments, which also shatter all our expectations. Additionally, both of us have our own classrooms equipped with a beamer and computers for all the students. It’s quite obvious a lot is being spent for education here. I’m told that I will not only teach English, but also Maths in English, which is news to me, but a welcome challenge. Supporting us with this are some teachers, which we were able to meet at a big meeting in the school. We tried our best with our well-studied Vietnamese introduction, although our pronunciation probably still lets much to be desired. 

Earlier we made our first acquaintance with Vietnamese hospitality. As we were minding our business waiting on a bench the security guards Tam and Chinh waved us over and just straight up put a coffee in our hands. Despite our rudimentary knowledge of Vietnamese, communication went quite well, and so drinking coffee together has become one of our almost daily rituals. Often, we also get fruits, sweets, or even whole meals, the generosity is unbelievable. Refusing is not an option either, the expression “Ăn đi!“ (“Eat!“) was understood quickly. Even our assurances “No căng bụng!“ (roughly translated “so full my belly is stretched out“) fall on deaf ears.

During our first tour of the city, we visited Hà Tiên Pagoda and the temple of literature, both quite impressive buildings. There are countless red ribbons hanging from the trees at the pagoda, each representing one visitor’s wish. Pictures say more than words in this case. 



To close out the day we went to eat lẩu (Hot Pot), which basically is a boiling soup in which you cook mushrooms, noodles, vegetables and many kinds of meat. Sitting around the boiling pot has a quite communal atmosphere and the food is delicious, as usual for Vietnamese cuisine. Still, some bites have me contemplating for a second - chicken feet are quite a strange sight for a German.

I was itching to start teaching in the third week of our stay. We had already met and spoken to some students and I was really looking forward to meet all the students of grade 11 in the classroom. Unfortunately, we received the announcement that the school would switch to online teaching as the case numbers were growing big. Especially for our first teaching hours this was quite unfortunate, but the safety of everyone involved of course has first priority.

Teaching online brings its known difficulties with it, but despite the circumstances the lessons went great. It’s incredibly fun to see the students lay off their shyness over time and to get to know more about them. I don’t have many faces to the names yet, so I hope we can see each other in the classroom soon!

As a closing thought all I can say is that despite the covid related adversity I had an incredible first month in Việt Nam and can’t wait to see more of the country and its people. If you have made it this far, I want to thank you for reading and for your interest in my journey. I plan to give updates regularly in the coming months.

So long, tạm biệt và hẹn gặp lại nhé!

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