Time flies when you're having fun

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Schon wieder ist fast ein ganzer Monat wie im Flug vorbeigezogen und wieder einmal lohnt es sich auf ein paar ereignisreiche Wochen zurückzublicken. Nach dem fantastischen Trip nach Ninh Bình, von dem ich letztes Mal berichtete, gönnten wir uns ein entspanntes Wochenende in unserer temporären Heimat Vĩnh Yên. Doch natürlich kam auch hier keine Langeweile auf!

Herr Kiều, ein Informatiklehrer an unserer Schule, lud uns ein, ihn und zwei seiner Schüler zur nahegelegenen Tây Thiên Tempelanlage zu begleiten. Denn die beiden nahmen an einem internationalen Wettbewerb teil und hier in Vietnam ist es Brauch vor Ereignissen wie diesen in einem Tempel um Glück und gutes Gelingen zu bitten. Tây Thiên ist ein Tempelkomplex dessen Tempel einerseits dem Buddhismus, andererseits aber auch der Verehrung von Quốc mẫu Tây Thiên, der, lose übersetzt, „nationalen Mutter von Tay Thien“ gewidmet sind. Diesen Titel erhielt Lăng Thị Tiêu, Ehefrau von Hùng Chiêu Vương, einem der Könige aus der Hùng Dynastie - Leser meines letzten Posts erinnern sich vielleicht – da sie viele Soldaten rekrutierte, als Invasoren das Land bedrohten, mit ihrem Mann ein friedliches und florierendes Land erbaute und laut der Legende sogar den Leuten beibrachte Reis zu pflanzen.

Der Tempelkomplex liegt auf einem Berg im nahegelegenen Nationalpark Tam Đảo. Um hinauf zum obersten Tempel zu kommen gibt es keine Straße, sondern eine Seilbahn, die einem während der Fahrt atemberaubende Ausblicke auf die umliegende, weitestgehend unangetastete Landschaft erlaubt. Oben angekommen viel mir zunächst die merklich kühlere und frischere Luft auf, die man hoch in den Bergen hier genießen kann. In den Tempeln gibt es, wie in Vietnam üblich, wunderschöne Architektur mit riesigen Altären, Statuen und unzähligen Opfergaben, die von Fruchtkörben über Wasserflaschen und Schokokuchen bis zu Bargeld so ziemlich alles enthalten, was man sich vorstellen kann. Fotos sind innerhalb der Tempel aus Respekt nicht erwünscht, daher hier nur ein paar Eindrücke der Landschaft und Umgebung.




Am folgenden Wochenende gab es einen besonderen Anlass zum Feiern, denn unser Mitfreiwilliger Börge hatte Geburtstag! Also nahmen Mia und ich den Bus gen Norden nach Lào Cai, um mit den anderen dieses Ereignis gebührend zu zelebrieren. Nach gut fünf Stunden im überraschend komfortablen Schlafbus, der sogar genug Platz für zu groß geratene Europäer bot, kamen wir in der Grenzstadt zu China an und feierten gemeinsam in Börges Geburtstag rein – natürlich thematisch passend mit Burgern zum Abendessen.

Mats war so lieb und zeigte mir am nächsten Tag einige schöne Ecken der Stadt. Obwohl die Stadt an der Einwohnerzahl gemessen ähnlich groß wie Vĩnh Yên ist, wirkt sie doch wesentlich größer und polierter. Das mag daran liegen, dass China wirklich nur einen Steinwurf entfernt liegt, nur ein Fluss trennt hier die beiden Länder. Die Grenze ist leider momentan wegen der Pandemie komplett geschlossen, in normalen Zeiten können Bürger der Stadt wohl für bis zu 24 Stunden am Stück ohne Visum die Grenze überqueren.



Zum Abschluss des Wochenendes gingen wir abends zusammen Karaoke singen, ein unvermeidbarer Teil vietnamesischer Feierkultur und immer wieder ein Riesenspaß! Wenn wir auch nicht schön singen können, haben wir doch unser Bestes gegeben und aus voller Brust geträllert und so ging es sonntags mit leichtem Hörsturz, aber einige gute Erinnerungen reicher, wieder Richtung Vĩnh Yên. Nochmal tausend Dank an Gia Linh, Klara, Ben, Börge und Mats für das spaßige Wochenende und für die herzliche Aufnahme in eurem temporären Zuhause in Lào Cai.

Am 30. April wird in Vietnam Ngày Giải phóng miền Nam, thống nhất đất nước, der Tag der Befreiung des Südens zur nationalen Wiedervereinigung, oder kürzer Ngày Thống nhất (Tag der Wiedervereinigung) gefeiert, denn am 30.04.1975 eroberten Truppen Nordvietnams die damalige Hauptstadt des Südens Saigon, das anschließend zu Ehren des vietnamesischen Landesvaters und Revolutionsführers in Hồ Chí Minh Stadt umgetauft wurde. Dies bedeutete die endgültige Niederlage und den Rückzug der Amerikaner in dem Konflikt, den wir als Vietnam Krieg kennen, der hier jedoch den wohl passenderen Namen Kháng chiến chống Mỹ, der Widerstandskrieg gegen Amerika, trägt.

Zusammen mit dem internationalen Tag der Arbeit am ersten Mai und der vietnamesischen Gepflogenheit Feiertage, die auf das Wochenende fallen, an den folgenden Tagen nachzuholen, konnten wir ein viertägiges Wochenende auskosten. Zunächst ging es gemeinsam mit allen Freiwilligen nach Hanoi, denn es gab und gibt in der Hauptstadt nach wie vor noch viel für uns zu sehen und zu erkunden. Hier ein Foto, das meiner Meinung nach schön das Flair Hanois einfängt, einer modernen Großstadt mit so viel Geschichte.

Nach knapp drei Monaten konnten wir endlich die Gelegenheit nutzen uns mit unseren Freunden von CSDS/VPV, der NGO, die unseren Aufenthalt hier organisiert und unterstützt, treffen. Wir besuchten gemeinsam mit Ngọc Anh, die im speziellen Mia und mir eine unschätzbare Hilfe bei all unseren Fragen und Problemchen in Vĩnh Yên ist, und Minh Anh, die uns gemeinsam mit einigen anderen Studenten Woche für Woche Vietnamesisch beibringt, ein Kaffee in Ngõ 224 Lê Duẩn, der berühmten „Train street“. Durch diese kleine Gasse fährt mehrfach am Tag ein Zug auf Schienen, die bereits 1902 von den französischen Kolonialisten gebaut wurden. Dazu müssen die kleinen Tische der Kaffees abgebaut werden und alle Schaulustigen müssen sich in Nischen am Rand der Gasse quetschen, ein Anblick, den man wohl in Deutschland nie haben könnte.



Anschließend ging es in ein Restaurant, in dem wir Quỳnh, die vor allem die anderen Freiwilligen in Lào Cai unterstützt, trafen und Chả Cá, gebratenen Wels, aßen. In typischer vietnamesischer Manier wird dieser in Pfannen auf dem Tisch mit reichlich Gemüse und Kräutern serviert, sodass man mit allen teilt, was das gemeinschaftliche Essen so viel geselliger macht. Auch typisch für Vietnam wird nichts verschwendet, und so gab es zum Abschluss noch den Kopf des Fisches in einer Suppe serviert, die wirklich überraschend lecker schmeckte!


Am Nachmittag holten uns Phương, President von VPV und Gründer von CSDS und Quế, die uns bereits Monate vor unserem Abflug zur Seite stand und Möglichkeiten für uns organisierte in dieser Zeit des Wartens vietnamesische Schüler online zu unterrichten, ab und zeigten uns chùa Thầy, eine Pagode etwas außerhalb von Hanoi. Das Highlight hier war definitiv die Cắc Cớ Höhle, die man nach einem kurzen Anstieg erreichen konnte. Ausgerüstet mit Taschenlampen ging es runter in die Dunkelheit, zu der es zwei Geschichten gibt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einerseits kann man im Inneren der Höhle die Knochen vietnamesischer Soldaten sehen, die hier einst eingeschlossen wurden, andererseits soll das Berühren eines Steins in der Höhle Glück in Beziehungssachen bringen. Trotz unserer Skepsis haben wir alle mal die Hand aufgelegt, man möchte ja schließlich keine Chance verstreichen lassen.





Zurück in Vĩnh Yên blieb uns noch ein freier Tag um das nahegelegene Bergstädtchen Tam Đảo zu besuchen. Thúy und Bách, zwei junge Englischlehrer an unserer Schule, fuhren mit uns die vielen Serpentinen hinauf zu dem einstigen Kurort für französische Kolonialisten. Auf etwa 1000m über dem Meeresspiegel ist die Temperatur angenehm kühl und die Luft frisch. Wir schlenderten etwas durch das kleine Städtchen, gönnten uns einen leckeren Kaffee mit Blick auf ein Schloss und schauten uns den beeindruckenden Suoi-Bạc-Wasserfall an. Danach ging es schon wieder zurück Richtung Schule, denn die letzten paar Wochen des Schuljahres brechen an, doch dazu mehr in meinem nächsten Post. Um nicht zu viel zu verraten, es bleibt spannend hier in Vietnam!





Wie immer ganz lieben Dank für dein Interesse, falls du es bis hier geschafft hast. Nachdem nun schon fast die Hälfte meiner Zeit als Freiwilliger hier vorbei sind, kann ich wirklich nur sagen, dass ich unglaublich glücklich darüber bin die Entscheidung getroffen zu haben herzukommen und so dankbar für die unfassbare Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit bin, mit der ich in diesem Land empfangen wurde und werde. Ich kann die kommenden Monate kaum erwarten.

Bis dahin, tạm biệt và hẹn gặp lại nhé!

-----English version-----

Once again almost a full month went by like nothing and once again it’s worth to look back at a few eventful weeks. After the amazing trip to Ninh Bình, which I wrote about last time, we decided to spent a weekend in our temporary hometown of Vĩnh Yên. Regardless, we were never in danger of being bored of course!

Mr. Kiều, an informatics teacher at our school, invited us to accompany him and two of his students to the nearby Tây Thiên temple complex. The two students were about to participate in an international contest and here in Vietnam it is customary to pray for good fortune in a temple before events like this. Tây Thiên is a temple complex which encompasses buddhist pagodas, but also a temple worshipping Quốc mẫu Tây Thiên, the, loosely translated, national mother of Tây Thiên. This title was given to Lăng Thị Tiêu, wife of Hùng Chiêu Vương, one of the kings of the Hùng dynasty – readers of my last post might remember – because she recruited many soldiers when foreign invaders threatened the country, built a flourishing and peaceful nation with her husband and according to legend even taught the people how to plant rice.

The temple complex is located on a mountain in the nearby Tam Đảo national park. To get to the highest temple, one has to take a cable car, as there is no road. The ride offers breathtaking views of the surrounding, mostly untouched, area. After arriving at the top, the first thing I noticed was the noticeably cooler and fresher air, which can be enjoyed high up in the mountains here. Inside the temples, as usual here in Vietnam, one can marvel at gorgeous architecture with huge altars, statues and countless offerings ranging from fruit baskets, water bottles and chocolate cakes to cash and pretty much anything you can imagine. Out of respect, photos are not allowed inside the temples, so here are a few impressions of the surrounding landscape. 




The following weekend there was a special occasion to celebrate, as it was our fellow volunteer Börge’s birthday! So naturally, Mia and I got on the bus north to Lào Cai to properly revel in this opportunity with the others. After a good five ours in the sleeper bus, which to my surprise could even fit oversized Europeans quite comfortably, we arrived in the border city to China. Together we celebrated until it was actually Börge’s birthday at midnight – of course with thematically appropriate burgers for dinner.

Mats was so kind to show me around the city a bit the next day. Even though the city is of similar size as Vĩnh Yên in terms of population, it still seems much larger and more polished. This might be because it is literally only a stone’s throw away from China, only a river separates the two countries here. Unfortunately, the border is completely closed at the moment because of the pandemic. In normal times, citizens could cross the border for up to 24 hours without the need of a visa.



To conclude the weekend, we went out to sing karaoke together, an unavoidable part of Vietnamese party culture and always loads of fun! Even though none of us can sing beautifully, we all tried our best and sang our hearts out. Consequently, the next day we departed to Vĩnh Yên with partial hearing loss, but a lot of fun memories richer. Once again, a big thank you to Gia Linh, Klara, Ben, Börge and Mats for the fun weekend and the warm welcome in your temporary home of Lào Cai.

On the 30th of April Vietnam celebrates Ngày Giải phóng miền Nam, thống nhất đất nước, the day of the liberation of the south for national reunification, or in short Ngày Thống nhất (Reunification Day). On April 30, 1975 northern Vietnamese troops conquered the then southern capitol Saigon, which subsequently was named Hồ Chí Minh City, in honor of the nation’s father and revolutionary leader. This meant the definitive defeat and withdrawal of the American troops in the conflict we came to know as the Vietnam war, which is known here by the probably more fitting name Kháng chiến chống Mỹ, the Resistance war against America.

In conjunction with the International Day of Labor on the 1st of May and the Vietnamese common to make up for holidays that fall on the weekend on the following days, we could enjoy a four-day weekend. First of all, we visited Hanoi together with the other volunteers once again. There was and is still so much to see and discover for us in the capitol. Here is a picture that in my mind resembles the flair of Hanoi quite well, a modern metropolis with so much history.

After almost three months we could finally use the occasion to meet with our friends from CSDS/VPV, the NGO which organizes and supports our stay here in Vietnam. Together with Ngọc Anh, who is an invaluable help especially to Mia and me whenever we have questions or problems, and Minh Anh, who teaches us Vietnamese week after week together with a few other students, we visited a café in Ngõ 224 Lê Duẩn, Hanoi’s famous “train street”. This tiny alley is frequented by a train multiple times a day, which still drives on rails build by the French colonialists in 1902. When there is a train incoming, the tiny tables need to be brought in and onlookers need to squish themselves into niches on the side of the alley. This is something you would definitely never be able to see in Germany.



Subsequently, we went to a restaurant together, where we met with Quỳnh, who mainly supports the other volunteers in Lào Cai. We ate Chả Cá, stir-fried catfish, which is served in huge pans together with a lot of vegetables and herbs. In typical Vietnamese manner everyone shares the food, and so eating together becomes a much more communal experience. Also typical for Vietnam, nothing gets wasted, so to conclude the head of the fish was served in a soup, which was surprisingly delicious!


In the afternoon Phương, president of VPV and founder of CSDS, and Quế, who already supported us months before our flight and arranged opportunities for us to teach Vietnamese students online, picked us up to go to chùa Thầy, a pagoda on the outskirts of Hanoi. The highlight there was definitely the Cắc Cớ cave, which we arrived at after a short climb. Equipped with flashlights we descended into the dark cave, which has two quite different stories attached to it. On the one hand one can see the bones of Vietnamese soldiers, who were once trapped in the cave, down there, on the other hand legend has it touching a stone in the cave brings good luck in relationship matters. Even though we were sceptic of the story, we still all laid our hands on it, you don’t want to miss a chance after all.





Back in Vĩnh Yên we still had a free day to visit the nearby mountain town of Tam Đảo. Thúy and Bách, two young English teachers at our school, took us up the many slopes to the former French colonial holiday resort. At about 1000m above sea level the temperature is comfortably cool and the air is fresh. We strolled through the tiny town, enjoyed a delicious coffee with the view of a castle and climbed down to the impressive Suoi Bạc waterfall. Afterwards we already departed back to the school, as the last few weeks of the school year are starting, but more on that matter next time. As not to give too much away, the time in Vietnam remains to be exciting!





As always thank you so much for your interest if you have made is this far. Now that almost half of my volunteering time is over already, I can only say that I’m unbelievably glad I made the decision to come here and that I’m so very thankful for the incredible hospitality and warmth with which I was and am welcomed here every day. I can’t wait for the coming months.

So long, tạm biệt và hẹn gặp lại nhé!

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